Rothenburg Rieger-Orgel St. Jakob

Königin der Kircheninstrumente - im Bild die Rieger-Orgel in der Kirche St. Jakob in Rohtenburg ob der Tauber.

Bild: Rothenburg-Tourismus-Service/Pfitzinger

Orgelreiseweg

Die Königin der Instrumente am Wegesrand

Sie wird die Königin der Instrumente genannt: die Orgel. Das heißt aber nicht, dass nur Erwachsene sich ihr nähern sollten und auf ihr spielen können.

Die kleine Anna beherrscht das gewaltige Instrument in ihrer Kirche schon recht gut. »Orgelspielen ist für mich eigentlich sehr leicht«, sagt die Neunjährige und streift sich Schuhe mit rutschfesten Sohlen über, bevor sie sich an das Manual (den Spieltisch mit mehreren übereinander liegende Tastaturen) setzt. Die Schuhe braucht sie, um gut auf die Fußpedale treten zu können, denn eine Orgel wird nun mal mit Händen und Füßen gespielt.

Orgel gut spielen zu können, fordert jahrelange Übung. Anna hat mit sechs Jahren angefangen, Klavier zu spielen, eine wichtige Vorbereitung für das Orgelspiel. Als sie zur Orgel wechselte, stellt sie fest, dass die Umstellung gar nicht so schwer war. "Bei mir hat es schon nach einem Monat funktioniert, dass ich Hand und Fuß gut koordinieren konnte", sagt sie. Für andere ist das zunächst eine große Hürde. Wer Orgel spielen möchte, sollte sich einen guten Lehrer suchen, wie es die Kantoren von Kirchengemeinden oft sind.

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Der "bayerische Orgelreiseweg": die ersten sieben Stationen

Das Besondere an einer Orgel ist, dass man auf ihr verschiedene andere Musikinstrumente nachmachen kann. Manchmal klingt sie wie eine Flöte, manchmal wie eine Posaune, aber auch die menschliche Stimme kann sie imitieren. Der Organist kann die verschiedenen Klänge von seinem Spieltisch aus durch sogenannte Register auswählen.

In eine große Orgel kann man sogar durch eine kleine Tür an der Seite hineingehen und sich ihr Innenleben, die großen, kleinen und kleinsten Pfeifen und das Gebläse, das heute von einem Motor angetrieben wird, anschauen. Früher mussten große Blasebälge von Hilfspersonen mit den Füßen niedergedrückt werden, damit die Luft in die Pfeifen strömen konnte. Die größte Orgel der Welt steht übrigens in einem Kaufhaus in Philadelphia im US-amerikanischen Staat Pennsylvania, die größte Kirchenorgel (Sakralorgel) im Dom der bayerischen Stadt Passau mit 15.000 Pfeifen.

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Der "bayerische Orgelreiseweg": die letzten sieben Stationen

Der kirchliche Orgelsachverständige Walther Haffner (1925–2002) hat die Orgel mal mit dem menschlichen Körper verglichen. Das Gehäuse, das die Innenteile schützend umschließt, ist die Haut. Das Gesicht ist die meist kunstvoll gestaltete Vorderfront. Das Gehirn ist der Spieltisch, der "Arbeitplatz" des Organisten. Die Lunge ist das Gebläse, der Körper die "Windladen", rechteckige Holzkästen, oben mit Löchern, auf denen die Pfeifen stehen. Im Inneren sitzen Ventile, die von den Tasten aus gesteuert werden und Luft in die Pfeifen strömen lassen. Das Nervensystem sind die Verbindungen von den Tasten zu den Ventilen.

Professor Michael Lochner (München) war Landeskirchenmusikdirektor der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Ihm fiel schon seit Jahren auf, dass nicht nur kirchlich nahe Menschen vom Spiel der Orgel fasziniert sind, sondern dass es sehr viele "Fans" dieses Instruments ohne Kirchenzugehörigkeit gibt.

Bayern-Urlauber an die Orgel heranführen

Was kann man diesen allen anbieten, um sie noch näher an ihr geliebtes Groß-Instrument heranzuführen? Die Idee, einen "bayerischen Orgelreiseweg" aufzubauen, der auch für Bayern-Urlauber attraktiv ist, wurde geboren.

Der Orgelreiseweg führt zum größten Teil entlang der Romantischen Straße. Er beginnt im fränkischen Nürnberg und endet im bayerisch-schwäbischen Kempten und lädt in 14 Kirchen zum Verweilen, zum Studieren ihrer Orgeln und zu besonderen Konzerten ein. In das Programm wurden nur besondere Orgeln aufgenommen. Ziel ist es nicht, so betonte Lochner, die Interessenten in alle teilnehmenden Kirchen zu bringen, sondern ihnen eine Auswahl anzubieten, nach der sie sich eine musikalische Bayern-Reise zusammenstellen können.

Im Internet kann man sich das gesamte Jahresprogramm aufrufen und sich beispielsweise für die Nördlinger Kulturnacht, Orgelmusik bei Kerzenschein in St. Anna in Augsburg oder die Lorenz-Sebalder-Sommerkonzerte entscheiden. 236 Veranstaltungen werden in diesem Jahr angeboten.

In der Orgelmusik gehe die Tendenz zur "Multistilistik", erläutert der Kirchenmusikdirektor. Die Orgel sei schon lange kein Instrument mehr, auf der vor allem die Werke von Bach gespielt werden.

Jeder Stil könne auf diesem Instrument dargestellt werden, von Klassik bis Pop. Und die jungen Organisten – auch die Kirchenmusiker – machen davon reichlich Gebrauch.

24.11.2023
Heinz Brockert/Grüß Gott