'In der Urlaubsseelsorge ist die Kirche den Manchen ganz nah.'

"In der Urlaubsseelsorge ist die Kirche den Manchen ganz nah."

Bild: ELKB

Urlaubsseelsorge

Über Grenzen hinweg

Pfarrer Michael Jäger und sein Kollege Pfarrer Jörn Foth gestalten gemeinsam grenzübergreifende Urlauberseelsorge im Allgäu.

Michael Jäger ist ein Grenzgänger. Denn er ist nicht nur Urlaubsseelsorger im bayerischen Königswinkel, sondern auch Gemeindepfarrer in Österreich. Lange Zeit konnte die Österreichische Kirche die halbe Pfarrstelle in Reutte in Tirol aus unterschiedlichsten Gründen nicht besetzen und so haben die Bayerischen Kollegen nebenan ausgeholfen. Eine Stelle wurde neu konzipiert, die Pfarrer Michael Jäger vor fast einem Jahr übernommen hat. Für den 60-jährigen, der vorher sechs Jahre in Bozen tätig war, ist das eine spannende Mischung, die im besten kirchlichen Sinne über Grenzen hinweg geht. Allerdings nicht ganz ohne Komplikationen. „Ich arbeite in zwei unterschiedlichen Kirchen mit unterschiedlichen Strukturen und Konzepten, da verdoppelt sich manchmal der Aufwand.“ Zurzeit teilt er sich die Aufgaben in der Urlaubsseelsorge noch mit Pfarrer Jörn Foth und gemeinsam bieten sie den Urlaubern ein grenzenloses umfangreiches Angebot an.

„In der Urlaubsseelsorge mache ich unglaubliche Erfahrungen, das Vertrauen, das einem hier entgegengebracht wird ist enorm.“ Pfarrer Michael Jäger hat in seinen vielen Jahren als Urlaubsseelsorger in Italien, Tirol und Holland viel Besonderes erleben dürfen. „Vor kurzem, ich stand bei bestem Wetter noch im Talar nach einer Veranstaltung auf dem Berg, als mich ein Paar ansprach, das vor 35 Jahren in der damaligen DDR geheiratet hatte. Sie fragten mich, ob ich ihnen spontan einen Segen erteilen könnte. Sie hatten nie kirchlich geheiratet und sicher oft genug Gelegenheit dazu in den vergangenen Jahrzehnten, aber es musste wohl zu dieser zufälligen Begegnung und diesem speziellen Moment auf dem Berg kommen für den Wunsch nach dem Segen. Mit Blick in das wunderschöne Tal, haben sie einen bewegenden Moment in ihrem Urlaub erlebt. Das war auch für mich besonders und ergreifend.“

Auf der Alpspitze, dem Breitenberg und dem Tegelberg finden wöchentlich bzw. alle zwei Wochen Berggottesdienste mit musikalischer Begleitung statt. „Die Musik ist ein schönes Hilfsmittel, um Menschen, die zufällig dort sind, auf uns aufmerksam zu machen und teilzunehmen an den Gottesdiensten“, erzählt Jäger. Darüber hinaus gibt es in der Hochsaison im Sommer eine Vielzahl von Gottesdiensten an den Seen der Region, zum Sonnenuntergang oder bei speziellen Anlässen. „Viele Menschen möchten sich vor dieser tollen Kulisse trauen lassen, ihr Eheversprechen erneuern, Kinder taufen, das übernehmen wir Tourismuspfarrer sehr gern.“

Aber auch Wanderungen stehen bei Jäger, der in seiner Freizeit als aktiver Bergretter tätig ist, auf dem Programm. „Gemeinsam mit einer Biologin wandern wir beispielsweise an der Lech entlang und während sie Flora und Fauna erklärt, bringe ich theologische Impulse ein“, erklärt Jäger. Eine Eselwanderung mit Eselin Luisa und Bergwanderungen gehören ebenso dazu, wie ein entspannender Spaziergang mit spirituellen Impulsen, Achtsamkeitsübungen, kulinarischen Häppchen und Möglichkeit zur Segnung. „Im Urlaub kommt man den Menschen ganz nah“, erzählt Jäger, „man ist eine Vertrauensperson, die dennoch völlig fremd ist. Jemand, den man vermutlich nie wieder sieht, den man nicht im Alltag beim Bäcker trifft, und das führt zu ganz besonderen Begegnungen in der Urlaubsseelsorge.“

Wer also im Ostallgäu Urlaub macht, findet bei den Urlaubsseelsorgern Michael Jäger und Jörn Foth viele Gelegenheiten, die Berge und die Natur theologisch begleitet zu erleben.


ELKB

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